Aktiver Artenschutz an der Gersprenz
Wie das Einbringen von Flusskies die Artenvielfalt fördert und die Wasserqualität beeinflusstIn der Gersprenz sowie den meisten Seitengewässern ist der natürliche Transport von Sohlmaterial wie Kies und Sand weitestgehend zum Erliegen gekommen. Die liegt hauptsächlich am Vorhandensein von Querbauwerken, hier insbesondere Wehre.
Die Gewässersohle der Gersprenz ist heute meistens durch Feinmaterial wie Sand oder Schlamm geprägt. Der Kies aus dem Oberlauf kann die unteren Gewässerregionen nicht mehr erreichen. Weiterhin können die kieslaichenden Fische aus dem Unterlauf die Kiese im Oberlauf nicht mehr erreichen. Dies ist einer der Gründe, warum kieslaichende Fische in der Gersprenz immer seltener werden. Aufgrund der Strukturarmut werden jedoch auch die anspruchsloseren Arten weniger.
Sauberer Kies ist in Flüssen neben einer guten Wasserqualität das Lebenselixier für die darin vorkommenden Lebensgemeinschaften.
Kies hat viele Aufgaben in Fließgewässern:
- Wasserreinigung; sauberer Kies wird von Mikroorganismen besiedelt. Diese sorgen für die oft beschriebene Selbstreinigung des Gewässers.
- Laichplatz für alle Kies- und Substratlaicher unter den Fischen
- Kinderstube für die geschlüpften Fischlarven; die Fischlarven halten sich in den ersten Wochen nach dem Schlüpfen im Kieslückensystem auf und ernähren sich von ihrem Dottersack. Hier sind sie vor vielen Fressfeinden geschützt
- Lebensraum für das Makrozoobenthos (Fischnährtiere); Das Kieslückensystem ist für viele Arten von Fischnährtieren von entscheidender Bedeutung. Diese Arten kommen in Sand oder Schlamm nicht vor.
- Strukturierung der Gewässer; Kies bildet unterschiedliche Strukturen und Wassertiefen im Gewässer aus. Diese Strukturen sorgen dafür, dass viele verschiedene Arten Ihren Lebensraum vorfinden.
Einige Mitgliedsvereine der IG Gersprenz haben aufgrund der oben erwähnten Vorteile angefangen, Kies in unterschiedlichen Körnungen in die Gersprenz einzubringen.
Der Mitglieder des Angelvereins in Ueberau bringen schon seit einigen Jahren Kies in ihr Gewässerstück ein. Regelmäßige Elektrobefischungen belegen den Erfolg der Maßnahme. Dieses Jahr hinzugekommen ist der Angelverein Groß-Bieberau. Ab dem Jahr 2026 wird auch der Angelverein in Dieburg Kies in die Gersprenz einbringen.
Dieser Kies ist dann viele Jahre in der Gersprenz wirksam und wirkt nachhaltiger als jeder Fischbesatz. Die Investition in Kies aufgrund der vielseitigen Wirkungen daher auch ökonomisch gesehen gegenüber Fischbesatz die bessere Wahl.
Nachfolgend sind einige Aufnahmen vom Kies in Groß-Bieberau zu sehen:
Diese Aufnahme wurde in Strömungsrichtung aufgenommen. Hier ist schön zu erkennen wie die zuvor gleichmäßige und eher langsame Strömung aufgefächert, umgelenkt und beschleunigt wird.
Hier ist noch einmal deutlich zu sehen in wie vielen unterschiedlichen Winkeln und Formen der Kies eingebracht wurde.
Bei der Gestaltung kann sich jeder Verein austoben; eine komplett modellierte Fläche mit flachen und tiefen Bereichen, Kiesschüttungen am Ufer in Buhnenform oder wie hier in Haufen und Buhnen gemischt. Hierbei kann man bei Auswahl der richtigen Gewässerstrecke so gut wie nichts falsch machen.
Selbstverständlich ist es nicht einfach so möglich Kies in ein Gewässer einzubringen. Dieser Schritt bedarf immer einer Genehmigung der betroffenen Behörden. In unserem Fall ist das der Unterhaltungspflichtige in Form des Wasserverbandes, als auch der unteren Fischerei-, Naturschutz- und Wasserbehörde des Landkreises Darmstadt-Dieburg.


